
         
          Ägypten
          Wüste, Pharonen und
         der Nil
      
         Die Einreise mit dem eigenen Auto nach Ägypten wird im
         allgemeinen als Horrorvision dargestellt. Im Internet kursieren Emails
         und Beschreibungen die dieses Szenario belegen. Manche Reisenden haben
         bis zu 1,5 Tage benötigt, bis sie diese Prozedur in Ägypten
         mit Fahrzeug bewältigt hatten. Auch in unserem Reiseführer
         ist das Einreisen nach Ägypten als ein Akt der Willkür und
         einem nicht zu durchschauenden Papierkrieg beschrieben. Wir hatten
         diesen Abschnitt im Reiseführer diesmal vorher gelesen und waren
         vorbereitet. Zunächst fällt uns angenehm auf, dass hier
         anscheinend fast jeder etwas Englisch versteht und die Schilder auch
         in unsere Schrift ausgeführt sind.
         
         
 Um 13:00 Uhr
         verließ uns Kamal im Niemandsland zwischen Libyen und
         Ägypten und wir stürzen uns in die
         Einreiseformalitäten. Ja es war langwierig, Einreisestempel
         holen, Formulare ausfüllen, von der Customs Hall zum Traffic
         Office, mit Carnet zum kopieren, zurück prüfen lassen, Zoll,
         Verkehrssicherheit prüfen, Motor- und Fahrzeugnummer
         überprüfen, Versicherung, Akte anlegen, wieder hin und
         Stempel holen und zurück zum bezahlen... Es ist kurz vor 17:00
         Uhr und plötzlich stehen wir alleine in der Abfertigungshalle.
         Kein Mensch mehr da bei dem wir bezahlen können. Nur der Beamte
         mit unserem Carnet und sein Kollege haben auf uns gewartet. Die Halle
         wurde von außen zugeschlossen. Uns wird erklärt da Ramadan
         ist und sie den ganzen Tag nichts gegessen haben sei nun Breakfast
         für sie. Alles wird nun für eine Stunde unterbrochen und
         alle Moslems warten auf den Sonnenuntergang damit sie endlich essen
         und trinken dürfen.
         
         Nach dem jemand die Halle wieder aufgeschlossen hat, der Wärter
         war schon beim Breakfast, stellen wir fest, dass wirklich die ganze
         Grenze, ob libysche oder ägyptische Seite, komplett dicht gemacht
         hat. Wir gehen zum Restaurant an der Grenze, weil es der einzige Platz
         ist an dem sich Menschen aufhalten. Es befinden sich nur Männer
         im Restaurant. Alle sitzen vor ihrem Essen, das langsam kalt wird und
         keiner isst. Unschlüssig setzen wir uns an einen Tisch,
         eigentlich wollen wir nichts essen.
         
         Mit der Verständigung hapert es etwas bei uns, auch deshalb weil
         wir eigentlich gar nicht wissen was wir wollen. Egal wir bekommen
         etwas zum Trinken vorgesetzt und Suppe und Reis und werden gefragt ob
         wir Fleisch oder Huhn wollen. Mutig entscheiden wir uns für
         Fleisch. Fladen und Salat werden gebracht und für jeden drei
         getrocknete Datteln zum Nachtisch. Es sieht alles recht gut aus aber
         keiner isst. Obwohl uns erklärt wird, wir (Ungläubigen)
         dürfen essen und trinken, warten auch wir. Die Sonne ist schon
         untergegangen als die Stimme im Fernsehen endlich verkündet
         jetzt, ja jetzt darf getafelt werden.
         
         Das Essen ist gut. Bedenken was Salat und Fleisch angeht werden sofort
         beiseite geschoben. Nach dem Essen trinken wir noch einen Kaffee -
         türkisch mit viel Satz. Da kommt ein Typ daher und nimmt die
         Datteln von Dana einfach vor ihrer Nase weg. Lautstarkes Gezeter
         erhebt sich am Tisch, erschrocken rückt er den Nachtisch wieder
         raus. Also wirklich! Dieses Essen ist unsere erste ernstzunehmende
         Begegnung mit dem Ramadan. Natürlich dauert die Pause nicht eine
         sondern zwei Stunden aber danach sind wir zügig fertig. Wir
         lassen uns mehrfach bestätigen, dass wir wirklich versichert sind
         und nun geht es weiter Richtung Westen - dass es schlechterdings
         wieder Nacht ist und wir bei Nacht nicht fahren wollten, braucht wohl
         nicht mehr erwähnt zu werden.
         
         Die Einreise nach Ägypten war zwar langwierig, schien aber einem
         Plan zu folgen. Es hat genau das gekostet was laut Reiseführer zu
         erwarten war, keiner wollte Bakschisch und alle waren freundlich zu
         uns. Sie taten alle einfach nur ihren Dienst, weder Willkür noch
         Schikane.
         Trotzdem es dunkel ist, wollen wir noch bis Marsa Matruh. Dort soll es
         beim Hotel Beau Site laut Reiseführer eine
         Campingmöglichkeit neben, oder vor dem Hotel geben. Da wir nun
         schon seit 4 Tagen in der Wildnis gehaust haben freuen wir uns auf ein
         bisschen relaxen. Vielleicht kann Dana ja auch noch einmal baden. Zu
         diesem Hotel gehört angeblich auch ein eigener Strand. So scheint
         uns dieses Hotel ein lohnendes Ziel für diesen Abend zu sein,
         auch wenn es noch über 230 Kilometer sind.
         
          
 Gegen 23:30 Uhr kommen
         wir in Marsa Matruh an. Die Touristenpolizei fängt uns schon am
         Ortseingang ab und fragt wohin. "Wir wollen zum Hotel Beau Site
         um dort zu campen." Umgehend wird dort angerufen. Es kommt
         scheinbar eine Bestätigung, dass das möglich ist. Wir
         dürfen weiter. Welch ein Unterschied des Stadtbildes. In Marsa
         Matruh herrscht um Mitternacht noch Leben. Die Stadt ist über und
         über mit bunten Lichterketten geschmückt. Überall
         blinkt und leuchtet es, so wie die kitschigste Weihnachtsdekoration
         bei uns. Welch ein Unterschied zum libyschen Einheitsgrau. Und
         überall sieht man Cafes und Restaurants. Das Hotel Beau Site ist
         etwas außerhalb am berühmten Sandstrand von Marsa Matruh.
         Nach etwas Suchen finden wir es auch aber überall nur
         Häuser, kein freier Platz zum campen. Sind wir hier richtig? Wir
         fragen nach, ja wir können uns auf den Parkplatz vor dem Hotel
         neben die Trafostation stellen. Die Strasse ist ja ruhig aber der
         Trafo brummt!. Unser Versuch zwischen den Hotels, näher zum
         Strand zu kommen wird von der Touristenpolizei sofort vereitelt. Also
         übernachten wir auf dem Parkplatz an der Strasse mitten zwischen
         Wohnhäusern und Hotels. Es ist nicht sehr romantisch. Ganz anders
         als wir uns das vorgestellt haben. Wir sind beide ziemlich
         enttäuscht.
         
         Da wir aber die letzten Tage nur gefahren sind wollen wir hier eine
         Fahrpause einlegen, auch müssten am Monster so ein, zwei Sachen
         repariert werden. Also beschließt die Reisegruppe einen anderen
         Standort zu suchen oder dann doch ein Hotelzimmer zu nehmen. Hotels
         gibt es hier wie Sand am Meer doch die meisten sind geschlossen. Ganz
         in der Nähe finden wir ein kleines Appartementhotel, das unseren
         Bedürfnissen entspricht.
         
         Marsa Matruh ist ein beliebter Sommerferienort bei den Ägyptern,
         wenn es im am Nil oder am Roten Meer zu heiß wird. Im Winter
         gleicht die Corniche in Marsa Matruh einer Geisterstadt - Hotel an
         Hotel - viele mit Brettern vernagelt.
         In der Altstadt während des Tages verhaltenes Leben. Kurz vor
         17:45 Uhr erlischt auch das in der Stadt. Marsa Matruh gleicht nun
         einer verlassenen Geisterstadt bei der sogar die Gespenster ausgezogen
         sind. Der Ramadan bestimmt den gesamten Tagesablauf in Ägypten.
         Cafes und Restaurants sind zwar geöffnet aber außer ab und
         zu ein Tourist ist keiner drin. Es geht sogar soweit, dass auch wir
         uns an den Ramadan halten und in der Öffentlichkeit weder essen
         noch trinken. Hin und wieder wird uns Tee oder Kaffee angeboten. Wenn
         wir dann mit der Bemerkung Ramadan ablehnen so wird das mit Respekt
         zur Kenntnis genommen. Kurz vor Sonnenuntergang sitzen alle in
         Restaurants oder haben sich mit Speis und Trank zu Gruppen versammelt
         und warten auf das Breakfast. In manchen Restaurants sind lange
         Tischreihen provisorisch aufgestellt, damit viel mehr Leute Platz
         haben als sonst üblich. Diverse Organisationen bieten
         während des Ramadan zusätzlich Essen an. Museen und
         öffentliche Einrichtungen schließen während des
         Fastenmonats um 15:00 Uhr, damit die Gläubigen sich Zeit
         fürs Gebet und zum Breakfast nehmen können. Kleiner
         besserwisserischer Einschub: Breakfast, für uns allgemein mit
         Frühstück übersetzt, kommt ursprünglich von
         "Fasten brechen" - also erstes Essen nach dem Fasten. Geht
         man zu dieser Zeit durch die Gassen so wird man von fast jeder Gruppe
         eingeladen mitzuessen. Sie können nicht verstehen, wie man zu
         dieser Zeit rumrennen und nicht auf die Verköstigung warten kann.
         Begleitet wird das ganze vom Sprechgesang des Muezzins. Überall,
         also wirklich überall sind Lautsprecher aufgestellt, so dass
         während der Fastenzeit der Muezzin wirklich in jedem Winkel zu
         hören ist. Die Stadt ist über und über mit blinkenden
         und bunten Lampen und Wimpeln geschmückt. Über fast jedem
         Laden oder Hauseingang hängt eine Ramadan Laterne und es wird
         während des Ramadans kein Alkohol verkauft auch nicht an
         Touristen.
         
         Wir nutzten die Zeit unsere ersten Reiseberichte zu schreiben und
         stellen fest, das ist bedeutend mehr Arbeit als wir erwartet haben.
         Folglich bleiben wir noch einen Tag länger in Marsa Matruh. Nach
         etwa 3 Tagen tritt bei der Reisegruppe Kaso immer eine Art
         Sättigung von einem Ort ein und dann muss die Karawane
         weiter.
         
         
         2. November 2003 Wadi Natrun
         
         Heute biegen wir entgültig nach Süden ab. Das Ende der
         langen Ost-West Spange von Douz in Tunesien bis etwa Alexandria werden
         wir im laufe des Tages erreichen, dann führt uns unsere Route
         immer weiter Richtung Süden. Jeder Kilometer bringt uns sodann
         dem Äquator näher und näher.
         Die Fahrt nach Kairo unterbrechen wir im Wadi Natrun.
         
          
 Das Wadi Natrun ist ein
         fruchtbares Tal in der Wüste, mit Höhelage unter dem
         Meeresspiegel. Das Salz gewonnen zum balsamieren und konservieren der
         Mumien gewann man hier. Daher der Name Wadi Natrun. In diesem Wadi
         haben sich mehrere koptische Klöster angesiedelt, von denen heute
         noch in vieren klösterliches Leben praktiziert wird. Die
         Klöster stehen alle dicht beisammen und wir denken sie seien
         einen Besuch wert. Weiterhin hält sich das hartnäckige
         Gerücht, dass die Mönche im Wadi Natrun Wein anbauen und
         auch verkaufen. Noch ein Grund, unsere gemeinsamen christlichen
         Ursprünge etwas aufzupolieren.
          
         Es folgt eine ziemlich langweilige Fahrt durch die Wüste, auf
         einer fast neuen Autobahn. Außer den Werbeflächen und der
         Strasse selbst ist noch nichts fertig. Die Autobahn mündet beim
         Wadi Natrun auf die Hauptroute Alexandria - Kairo. Sie ist
         ähnlich ausgeführt wie in Deutschland, 2-3 Fahrspuren pro
         Richtung und ein Seitenstreifen. Nur hier kann an fast jeder
         beliebigen Stelle auf die Trasse aufgefahren werden. Oft sind
         Abzweigungen nur auf einer Seite, so muss man kurzerhand auf die
         Gegenfahrbahn wechseln, fährt etwas zurück und biegt ab.
         Dass natürlich Eselkarren und Radfahrer diesen Verkehrsweg mit
         benutzen muss ich nicht ausdrücklich betonen. Es herrscht eine
         gewisse Disziplin, die es auch uns gestattet unbehelligt im Verkehr
         mitzuschwimmen. Jeder ist immer auf alles gefasst und nichts ist
         unmöglich.
         
         Wadi Natrun ist die einzige Autobahn Raststätte Ägyptens.
         Sie gleicht mehr einem kleinen Dorf: Mehrere Tankstellen und
         Restaurants, Straßenverkäufer und Fensterputzer, doch
         leider kein Weindealer. Irgendwo dazwischen zweigt eine kleine Strasse
         ins eigentliche Wadi ab. Nach mehreren Anläufen haben wir es dann
         auch gefunden. Am Kloster Bishoi, das als eines der weltoffensten
         gilt, wollen wir unser Nachtlager aufschlagen (das klingt wie bei Karl
         May). Neben der weihrauchgeschwängerten, mystischen Stimmung im
         Kloster fallen auch Äußerlichkeiten extrem auf: die
         Menschen essen und trinken und die Frauen tragen keine
         Kopftücher.
         
         3. November. 2003
         
         Nach einer relativ ruhigen Nacht vor den Klostermauern des Bishoi
         Klosters platzen wir in eine koptische Morgenandacht im Kloster. Sie
         wird mit viel Gesang und noch mehr Weihrauch zelebriert. Das Kloster
         Deir el Surian ist nur 500 m entfernt. Wir pilgern auch zu diesem.
         Alle vier noch vorhandene Klöster im Wadi Natrun sind von
         koptische Mönchen, die versuchen ihre alten Traditionen zu
         wahren, bewohnt. Bemerkenswerter Weise hat nimmt das Kloster Makarios,
         das sich völlig abgeschottet hat, nur Männer auf, die einen
         Beruf und den Militärdienst abgeleistet haben. Scheinbar fehlt es
         der koptischen Kirche weder an Mönchen noch an Geld. Das zeigt
         sich vor allen in ihren Kirchenneubauten.
         
         Unsere Fahrt geht weiter Richtung Kairo nach Gize - wir sehen die
         Pyramiden.
         
          
 Um den Campingplatz zu
         finden benötigen wir zum ersten Mal ernsthaft das GPS. Mit der
         Beschreibung im Buch konnten wir nichts anfangen, aber es waren zum
         Glück die GPS Koordinaten angegeben. Wir also mit dem Monster
         durch die Rush Hour von Gize, immer mit dem Blick auf das GPS. Kairos
         Autofahrer gehören alle in die Klapsmühle, wirklich! Wenn
         man versucht mit mitteleuropäischer Umsicht zu fahren, kommt man
         keinen Meter weiter. Immer wenn ich gerade losfahren will sind zwei
         Taxis, ein Bus und mindestens hundert Fußgänger in die
         Lücke gesprungen. Hier wird fast auf Kontakt gefahren. Die Anzahl
         der Fahrbahnen wird nur durch den Mut und die Durchsetzungskraft der
         beteiligten Fahrer bestimmt. Nach über einer Stunde und 3 km
         Kampf erkennen wir, dank GPS, dass wir falsch sein müssen. Also
         wieder zurück einen anderen Weg suchen. Letztendlich finden wir
         auch das Camp und stellen uns neben einen Rotel Bus. Nein durch Gize
         muss ich nicht mehr fahren, mir reichts, aber von unserem Lagerplatz
         aus kann man die Pyramiden sehen. Kaso-Tours bietet seinen Reiseneden
         etwas - Übernachtung mit Pyramiden Blick.
         
         4. November 2003 Danas Geburtstag.
         
          
 Früh um 6:00 Uhr
         klingelt der Wecker. Dana hat heute Geburtstag, aber das ist nicht der
         Grund für unser frühes und KASO-Tour untypisches Aufstehen.
         Wir wollen mit dem Rotel-Bus mit zu den Pyramiden fahren. Aber zuvor
         gibt's Geburtstagsfrühstück mit Kerzen und Blumen wie es
         sich gehört. Warum müssen wir so früh bei den Pyramiden
         sein? Die Grabkammer der Keopspyramide ist die Ursache. Es werden nur
         150 Eintrittskarten pro Halbtag verkauft und sind die weg gibt es
         keine Chance auf Einlaß mehr. Das ist auch der Grund warum die
         Begeisterung für die Pyramiden selbst zuerst
         zurückgedrängt wird, da wir mit dem Gedränge vor dem
         Ticketschalter genug zu tun haben. Nach fast einer Stunde wäre
         ich endlich dran aber genau vor mir wird der Schalter geschlossen. Die
         150 Ticket sind verkauft. Sch...(schade)! Der ganze Rotel-Bus ging
         auch leer aus. Die Reiseleiterin vom Rotel-Bus scheint die
         Gepflogenheiten hier zu kennen und bittet uns zu warten. Irgendwie
         schafft sie es für den regulären Preis plus 10 Pfund (1,40
         Euro) Bakschisch pro Person darf der Rotel-Bus die Grabkammer
         besichtigen und KASO-Tour mit ihnen.
         
          
 Bevor wir die Pyramiden
         richtig von außen sehen können besichtigen wir das Innere.
         Es geht durch einen winzigen Gang in die Pyramide. Alle Touristen die
         uns entgegenkommen schwitzen und sind außer Atem. Es ist
         heiß und es stinkt. Fast auf Knien muss man in die Höhe
         kriechen, bis man in einen großen Gang mit Holztreppen kommt an
         dessen Ende die Grabkammer liegt. Die Ausdünstungen der Touristen
         sind auch der Grund, weshalb nur 150 Eintrittkarten pro Halbtag
         verkauft werden. Der Grund weshalb man nicht fotografieren darf liegt
         auf der Hand, wenn man in der Grabkammer ist. Es gibt einfach nichts
         Interessantes zu fotografieren, außer eben das Gefühl im
         Inneren eines der bekanntesten und größten Gräber der
         Menschheit zu sein. Ein Ort der ein über 4000 Jahre altes
         Geheimnis beinhaltet aber das kann man nicht fotografieren.
         
         Endlich wieder draußen, erkennen auch wir, dass die Pyramiden
         mit die faszinierernsten Bauwerke sind, die wir bisher gesehen haben -
         grandios und beeindruckend. Die Faszination wird nur durch
         unzählige Souvenirhändler, Kamelvermieter, Taxifahrer und
         Touristen samt Touristenpolizei gedämpft. Wir machen eine
         halbstündige Wanderung in die Wüste, damit wir alle 3
         Pyramiden gemeinsam bewundern können. Dieser Ausflug wird
         begleitet von einem berittenem Cola-Verkäufer und einem
         Pferdevermieter. Das Wort NEIN scheinen sie nicht zu kennen. Und noch
         einmal, die Pyramiden sind faszinierende Bauwerke. Wir können uns
         an ihnen nicht satt sehen. Das drückt sich dann bei mir durch ca.
         170 komponierten Bildern aus.
         
         
          
 
         
          
         Bei der Sphinx erlauben wir uns außer dem Bauwerk auch bei der
         Betrachtung der Touristen zu verweilen. Eine normale Reisegruppe steht
         ca. 17 Minuten bei der Sphinx herum. Dabei werden auf Erklärungen
         ca. 4 Minuten verwendet. Weitere 7 Minuten werden für 3 Bilder
         benötigt. Erstes Bild von der Sphinx mit unbekannten - meist
         deutschen oder japanischen Touristen, die durchs Bild latschen.
         Für das nächste Bild wird mehr Zeit verwendet, weil jeder
         Tourist bemüht ist die Sphinx mit Pyramide doch ohne unbekannte
         Touristen zu fotografieren. Beim dritten Bild wird normalerweise
         fremde Hilfe erbeten, weil man auch ein Bild mit Sphinx und mit einem
         selbst benötigt. Wir zeigen hier nur das dritte Bild, und weisen
         darauf hin, dass wir für Bildausschnitt und Komposition nicht
         verantwortlich sind. Wir sind das Motiv!. Die verbleibenden Minuten
         werden wieder den Souvenirverkäufern und dem Abweisen
         ähnlicher Elemente verwand.
         
         
         
         5. November 2003 Kairo
         
          
 Kairo, eine Stadt mit
         einem Verkehrsproblem. Ein Zitat gibt Kairos Verkehrssituation am
         besten wieder. "... in Kairo wird so Auto gefahren, dass sogar
         der faulste Mensch lernt um sein Leben zu rennen". Jeder
         fährt eigentlich wie er will , passt auf, dass er nicht von
         anderen getroffen wird und hupt. Wir nehmen das Taxis zur Deutschen
         Botschaft. Ich will einen Brief abholen, den mir eine Freundin dorthin
         nachgeschickt hat. Laut Reiseführer soll das die beste
         Möglichkeit sein in Ägypten Post zu bekommen.
         Dem ist nicht so. Wenn der Empfänger nicht bekannt ist, so werden
         die Briefe auch nicht entgegen genommen und eventuell zurück
         geschickt. Mein Brief ist zumindest nicht angekommen und bis jetzt
         auch nicht wieder in Deutschland. Das hat mich geärgert und der
         Verkehr hat mich geärgert und die Verhandlungen mit dem
         Taxifahrer, der Lärm und der Gestank, die Luft und der Dreck,
         und, und.
         
          
 Wir haben unser
         Pässe bei der Äthiopischen Botschaft abgegeben um ein Visum
         für Äthiopien zu erhalten. Angeblich benötigt man
         dafür eine Empfehlung oder sogar ein Rückflugticket. In
         Kairo benötigt man nur seinen Pass und die nötigen Dollar
         für die Tinte (Tinte ist in Botschaften extrem teuer). Morgen
         können wir es abholen. Das bedeutet noch einmal in die Innenstadt
         von Kairo
         Heute Abend besuchen wir Sound und Light an der Sphinx. Eine
         multimediale Vorstellung über die Geschichte der Pyramiden und
         der Sphinx. Nett aber sehr kitschig. Die Pyramiden in rot, grün
         oder blau. Die Sphinx mit dem Gesicht von Tut el Amon und vieles
         mehr.
         
         
         6. November 2003
         
          
 Wir fahren nochmals in
         die Innenstadt holen unser Visum ab und besuchen die Souks. Es sollen
         die größten von Ägypten sein. Hier gibt es alles was
         eine ägyptische Familie so braucht oder auch nicht. Es gibt eine
         Gasse mit vielen Buden die Papierblumen verkaufen, eine andere Gasse
         verkauft nur Waagen und Gewichte, die nächste allerlei für
         Bauchtanz Kostüme. Aber alle Artikel werden immer gruppenweise
         verkauft. Obwohl ich morgens geduscht und frische Hosen angezogen
         habe, sehe ich abends aus, wie durch den Dreck gezogen, dabei war ich
         nur einkaufen. Dieser Tag gibt uns so den Rest, dass wir
         beschließen am darauf folgenden Tag Kairo fluchtartig zu
         verlassen.
         
         
         
         7. November 2003
         
          
 Wir fahren durch die
         Libysche Wüste ins New Valley. Unsere erste Station ist die Oase
         Bahariya. Die Strecke führt 300 km entlang einer Eisenbahn Linie:
         Sand- und Geröllwüste, hin und wieder unterbrochen durch
         Sandstein Gebirge, im großen und ganzen langweilige Landschaft
         aber sehr entspannend nach dem Chaos in Kairo. Zur Oase el Bawiti gibt
         es nicht viel zu sagen. Die einzige Attraktion im Dorf ist das Hotel
         "Alpenblick" und das ist so unscheinbar, dass es fast nicht
         auffällt. Wir nutzen den Aufenthalt um uns für die
         nächsten 2 Tage in der Wüste zu rüsten. Dabei wird ein
         bisschen am Monster repariert und Wäsche gewaschen und unser
         Proviant aufgefüllt.
         
         An Bier oder Wein ist im Ramadan fast nicht dran zu kommen. Die
         Alternative heißt "Birell" ein in Lizenz gebrautes
         schweizerisches, alkoholfreies Bier. Es ist nicht mit unserem
         alkoholfreien Bier zu vergleichen. Kalt ist es in maßen, warm
         ist es absolut ungenießbar, wenn nicht sogar giftig. Mit diesem
         Bier decken wir uns ein. Es ist schon seit Tagen unser Begleiter, es
         ist das einzige nicht übersüßte Getränk, aber ich
         kann es nicht mehr sehen.
         
         9. November 2003 Vollmond
         
         Wir fahren weiter und wollen 2 Tage in der "weißen
         Wüste" bleiben. Der Weg führt zuerst durch die
         "schwarze Wüste". Vergleiche mit Mordor und den dunklen
         Gebirgen aus "Herr der Ringe" drängen sich auf. Links
         und rechts der Straße Hügel und Berge, bedeckt mit
         schwarzem Staub. Der Horizont verliert sich in einer schwarzen Weite.
         Allmählich hebt sich die Landschaft und wir fahren auf einem
         Hochplateau. Nach einem plötzlichem Felsabbruch öffnet sich
         die "weiße Wüste". Bizarre, absolut weiße
         Kalksteinformationen ragen aus dem Sand: große, kleine, runde,
         kantige, pilzförmige, manche haben Gesichter, andere sehen aus
         wie Häuser. Ein riesiger Figurengarten der Natur, erschaffen in
         endloser Zeit.
         
         
          
 
         
         
         
         Die Gegend ist durchzogen mit Reifenspuren in alle Richtungen. Die
         Hauptroute ist im Reiseführer mit GPS Koordinaten angegeben, so
         dass auch wir den Einstieg finden. Wir folgen der Piste bis zum
         Abzweig nach Süden. Dort sollen aber irgendwo Weichsandfelder
         sein, die schwierig zu durchfahren sind. Die Hauptpiste ist nicht mehr
         auszumachen, alle Richtungen laden zum Fahren ein. Überall sind
         Spuren und man ist fast gezwungen weiterzufahren, nur um hinter den
         nächsten Kalksteinfels zu schauen. Bisher sind wir überall
         gut durch gekommen. Dana wird langsam unruhig, da der Sand immer
         weicher wird und wir immer weiter fahren. Mich lockt das Unbekannte
         ... bis wir im Sand festsitzen - aber so richtig!! Es hilft kein 4x4
         und keine Sperre, es hilft nur Schaufel und Sandblech. Aber wir kommen
         wieder raus. Nach einer Stunde schaufeln, Sandbleche tragen und
         schwitzen suchen wir einen Schlafplatz mit etwas festerem Untergrund.
         Die Grenzen des Machbaren mit unserem Monster wurden uns hier sehr
         deutlich aufgezeigt. Unser Gefährt hat es zwar geschafft, aber
         ein normaler Geländewagen ist einfach an uns vorbei gefahren und
         nicht stecken geblieben. Sand ist zu meiden!
         
          
         Dafür werden wir mit einer wolkenlosen Nacht bei Vollmond
         belohnt. Unheimlich ist die Landschaft. Nachdem der Vollmond
         aufgegangen ist gleicht die Nacht einer langanhaltenden
         Dämmerung. Die Kalksteinskulpturen umgeben uns und werfen fahle
         Schatten im Mondlicht. Vielleicht klingt die Beschreibung allzu
         prosaisch aber es ist ein kaum zu schilderndes Szenario. Wir haben in
         der Oase genügend Holz gesammelt und können in der
         kühlen Nacht lange an einem kleinen Lagerfeuer sitzen und die
         Einsamkeit genießen.
         
         
         
         
         
         
         10/11. November 2003
         
         
         Die Nacht war kalt der Tag gefühlte 20 Grad und windig. Mit
         unsrer Camp-Shower haben wir die erste warme Dusche seit langem. Aber
         Vorsicht der Kalkstein löst sich schnell, wird zu weißer
         Pampe, hängt in großen Klumpen an den Füßen und
         geht nicht mehr ab. Hmmmm....
         Den ganzen Tag bleiben wir in der "Weißen Wüste".
         Eine kleine Wanderung bei langsam aufkommendem Sandsturm
         vergegenwärtigt uns wie leicht man sich in der Wüste
         verirren kann. Unser Monster finden wir dank GPS sehr leicht wieder,
         obwohl uns etwas unwohl ist bei dem blinden Vertrauen auf die Technik.
         Je länger die Wanderung dauert, desto mehr erscheinen die
         Kalksteine wie Sahnetörtchen. Es wird langsam Zeit für
         Kaffee und Kuchen.
          
 Weiter hinein in die
         Wüste wollen wir nun doch nicht fahren. Unsere Erfahrungen von
         gestern hindern uns daran. Sogar der Gedanke durch den Sand wieder
         zurück zur Strasse zu fahren, schreckt uns. Gegen 17.00 Uhr
         klettern wir auf unsern eigenen Kalksteinberg und genießen bei
         einem Birel das Schauspiel des Sonnenuntergangs. Die Nacht ist wieder
         unbeschreiblich, bei Lagerfeuer, Vollmond und Pfefferminztee. Ich
         werde hier noch zum Pfefferminztee Junkie
         
         Die Strecke aus dem Sand zur Strasse erkunden wir abschnittsweise per
         Pedes. Wir kommen ohne Probleme raus. In der Nähe der Strasse
         fragt uns ein einheimischer Touristenführer nach Ticket oder
         irgendwas. Wir verstehen nichts. Man braucht hier keine Eintrittskarte
         - noch nicht. Weiter führt unsere Reise in die Oase Dahkla
         
         12/13 November 2003 - Oase Dahkla
         
         Zum zweiten mal macht uns die Größe des Monsters richtig zu
         schaffen. Die Einfahrt zum Kamees Camp ist zu niedrig. Es fehlen
         einfach 50 cm. Also müssen wir durch den Gemüsegarten
         fahren. Zum Glück ist das Monster etwas geländegängig
         und hat einen relative hohen Radstand. Durch Matsch und Maisfeld
         erreichen wir unseren Lagerplatz. Natürlich sind wir die einzigen
         Gäste. Aber es ist echt nett hier. Sogar Warmwasser und Strom
         gibt es. Durch einen glücklichen Griff meiner magischen
         Hände, gibt es plötzlich keine Strom mehr in der gesamten
         Anlage. Alles ist dunkel. Zu was habe ich schließlich Elektriker
         gelernt. Mein ägyptischer Kollege braucht über eine Stunde
         um den Fehler zu finden. Aber nachdem wir vom Abendessen zurück
         kommen erstrahlt die Anlage wieder im hellen Licht einer 40 Watt
         Glühbirne.
         
          
 Die Oase ist eine Wohltat
         für die Augen. Das Gras erscheint grüner als bei uns. Am
         Rand eines steil abfallenden Gebirges, schmiegt sich die
         Wüsteninsel in ein kleines, grünes Tal aus Palmen und
         Gemüsebeeten. Sie ist nett, aufgeräumt und die Menschen sind
         freundlich. Das Wasser wird aus Brunnen und heißen Quellen
         gepumpt und über kleine Kanäle verteilt. Über 100
         heiße Quellen sollen hier sprudeln. Uns lockt das Baden in den
         heißen Quellen aber nicht, stattdessen haben wir uns
         Fahrräder geliehen und radeln durch die Oase. Die
         Wanderdünen bedrängen langsam die Felder und Gärten.
         Eine Wanderdüne hat sich schon zwischen Camp und Dorf gelegt.
         Unbarmherzig deckt sie einfach Kulturland zu. So entsteht eine
         einzigartige Atmosphäre. Hier nehmen wir uns auch mal wieder Zeit
         unsere Berichte zu schreiben
         
          
 Beim Besuch des Dorfes
         el Qasr werde ich direkt mit meiner beruflichen Tätigkeit
         konfrontiert. Ich entdecke eine Presse bei der es sich leider gar
         nicht lohnt sie zu automatisieren. Dennoch bin ich fasziniert. Es ist
         eine voll funktionsfähige Presse ohne ein Stück Metall.
         
         Das ganze Dorf ist aus Lehm gebaut. Alles ist braun und brüchig.
         Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn es regnet.
         
         
         
         15. November 2003
         
         Die Vielfältigkeit der Wüste ist fast nicht zu beschreiben.
         Sie erstrahlte in allen Farben seit wir Kairo verlassen haben:
         schwarz, weiß, grau, rot, gelb etc. An einer Stelle unsrer Reise
         berührten wir die das große Sandmeer. Unvorstellbare Massen
         von Sand, goldgelb und erhaben, die sich langsam und unaufhaltsam
         bewegen. Sie begraben einfach eine Strasse mit allem drum und dran
         unter sich. Es gibt kein Aufhalten, die Strasse muss um die
         Wanderdüne herumgebaut werden, bis die nächste Düne
         kommt. Dann wieder unendliche Weite, nur Ebene, flach, grau, trocken,
         so weit das Auge reicht. Die Wüste wirkt als könnte sie
         alles vereinnahmen, dennoch wunderschön.
         
         Mit einem kurzen aber ärgerlichen Zwischenstopp in der Oase
         Kharga geht es weiter an den Nil. Wir verlassen die Faszination
         Wüste und gegeben uns dem Chaos, den Touristen und der Kultur in
         Luxor hin und treffen alte Bekannte wieder. Im Rezeiky Camp steht der
         Rotel Bus den wir schon aus Kairo kennen. Die Reisegruppe war
         natürlich viel schneller als KASO-Tour und befindet sich bereits
         auf dem Rückweg nach Norden. Wir lassen uns Zeit die Trümmer
         von Luxor zu betrachten.
         
         16. November 2003
         
         
 Der Tempel von Karnak
         darf sich rühmen heute von uns besichtigt zu werden. Besonders
         imposant ist die Papyrushalle mit ihren mehr als 135 gewaltigen
         papyrusförmigen Säulen. Sie ist mit unzähligen Bildern
         geschmückt und über und über mit Hieroglyphen bedeckt.
         Selbst nach 4000 Jahren ist die Qualität und die Präzision
         mit der sie gefertigt sind verblüffend. Wir sind überzeugt,
         dass das es im heutigen Ägypten keinen Araber gibt, der mit
         solcher Präzision arbeiten kann. Egal wo man hinschaut wird
         gewahr, alles wird nur halb und furchtbar schlampig durchgeführt.
         Den Vergleich zwischen damals und heute darf man einfach nicht
         ziehen.
         
          
 Es bleibt heute noch
         genügend Zeit auch den Luxor Tempel bei Nacht zu erleben. Durch
         die Beleuchtung wirken die Reliefs sehr plastisch. Die Gasse der
         Widder, angelegt von Alexander dem Großen, scheint sich im
         Unendlichen zu verlieren und die Moschee, die sich mittlerweile bis
         ins Innere des Tempels erstreckt, wird ein Teil des Ganzen. Bei Tag
         wirkt sie wie ein Stachel der hier nicht hingehört. Die
         Altertumswächter haben mal kurz nicht hingekuckt (1968) und
         schupp die wupp stand im Tempel ne Moschee.
         
         
         Nur der römische Teil des Tempels wirkt unangemessen und poplig.
         Waren wir in Leptis Magna von der Kultur der Römer beeindruckt,
         erscheinen ihre Bauwerke hier im Vergleich zu den Vermächtnissen
         der Pharaonen und Co geradezu bedeutungslos.
         
         
         
         
         
         
         
         17. November 2003
         
         Am 7. Jahrestag des Luxor Attentats mutet es uns nicht ratsam an die
         Königsgräber zu besichtigen. Touristische Pause. Stimmt
         natürlich nicht ganz, wir besuchten das Mumifizierungsmuseum in
         Luxor. Es wurden nicht nur Menschen "haltbar" gemacht
         sondern auch "heilige" Tier. So kann man hier außer
         der Mumie eines Priesters und Generals auch mumifizierte Affen,
         Krokodile und sogar mumifizierte Fische bewundern. Obwohl diese auch
         nicht anders aussehen als die Überreste beim Fischhändler
         auf dem Markt. Nur die mumifizierte Ente, an der sich ein
         Wissenschaftler 1947 versuchte, wirkt wie das Produkt einer
         Broilerbude. HäHäHä :)
         
         18. November 2003
         
         Wir überqueren mit der Fähre den Nil und suchen eine
         Fahrgelegenheit zu den Königsgräbern. Wir sind als Touristen
         anscheinend sehr leicht zu erkennen (vermutlich der Rucksack), deshalb
         wird uns ein Taxidienst schon auf der Fähre angeboten. Als wir
         dann die andere Seite erreicht und immer noch nicht zugesagt haben,
         ist der Preis mittlerweile in eine Region gerutscht die uns angemessen
         erscheint. Wir lassen uns zum Tal der Könige fahren.
         
         Die Gräber sind teilweise tief in den Berg hinein gegraben und
         wir fühlen uns wie Indiana Jones: zuerst Stufen um Stufen hinauf
         und durch enge Gänge hinunter in den Berg. Manche Gräber
         sind mit Reliefs ausgeschmückt, in andern wird das Buch der
         Stunden mit bunten Hieroglyphen erzählt, andere zeigen
         alltägliche Szenen als Relief in Stein gehauen mit Farben
         ausgemahlt und reichlich verziert - und alles über 3500 Jahre
         alt. Im Grab von Setos II erkennen wir, dass es auch schon vor 3500
         mit manchem Projekt Probleme gab. Im Eingangsbereich des Grabes sind
         die Reliefs noch in Stein gehauen und reichlich mit Farben verziert.
         Je weiter man in das Grab hinein kommt desto rudimentärer ist die
         Ausschmückung. Im Bereich der Grabkammer sind die Hieroglyphen
         nur mit einem Stift als Skizze auf die Wand gemalt. Für die
         Deckengemälde fehlte es anscheinend an Zeit und Fantasie.
          
 In diesem Grab liegt auch
         eine unbekannt Mumie die nicht der Eigentümer des Grabes ist. Ich
         bin überzeugt, es ist der Projektleiter. Er sollte sein Werk in
         der Ewigkeit fertig stellen - Projekt gescheitert. Nach Besichtigung
         der von uns ausgewählten 3 Gräber wandern wir über
         einen Bergkamm zum Tempel der Hatschepsut. Auf dem Kamm
         erschließt sich die Eigentümlichkeit der Region. Linkerhand
         zieht sich der Nil von Süden nach Norden als ein grünes Band
         in einer fruchtbaren Ebene, rechts erstrecken sich Sandsteingebirge
         und endlose Weite einer unfruchtbaren, kargen Wüste. Krasser kann
         ein landschaftlicher Gegensatz nicht sein.
         
         Auf der Rückfahrt mit der Fähre schmiegt sich Frau Kaso an
         Mann Kaso als der Ruf eines neidischen Ägypters an unser Ohr
         dringt ".. no I love you during Egyptian Ramadan" ein
         Notstand der wohl manches Verhalten hier erklären kann.
         
         
         
         19. November 2003 Konvoi
         
         Die Strecke Luxor - Assuan ist konvoipflichtig. 5:30 Aufstehen. Wir
         müssen um 7:00 Uhr am Konvoisammelplatz sein. Wo bitte ist die
         Sammelstelle, sind wir schon an ihr vorbei gefahren, oder gibt es die
         Konvoipflicht gar nicht mehr? Es ist gleich 7:00 Uhr und kein Konvoi
         in Sicht. Erst der Polizeiposten 20 km hinter Luxor hält uns auf.
         Der Konvoi kommt. Er ist sehr klein und besteht aus ca. 10 Bussen,10
         Privatfahrzeugen und ein paar Taxen. Ein Polizeifahrzeug fährt
         voraus und eines am Schluss. Nach wenigen Kilometern sind wir die
         letzten, alle haben uns überholt, hinter uns ist nur noch die
         Polizei und drängt uns weiter. Da wir maximal nur 80-90 km/h
         fahren können hängt der Konvoi uns sehr schnell ab. Ein paar
         mal können wir ihn bei Hindernissen noch einholen. Die Polizei
         versucht uns anzutreiben. Wir übertreten mit staatlicher Gewalt
         alle Verkehrsregeln und Geschwindigkeitsbegrenzungen. Keine Chance,
         nach 1,5 Stunden haben auch die Staatsdiener die Hoffnung aufgegeben,
         in diesem Leben den Konvoi noch jemals einzuholen. Wir haben jetzt
         unsere Beschützer ganz für uns alleine.
          
 Sobald sich dem Monster
         irgendetwas in den Weg stellt, das den Anschein erweckt unsere
         Geschwindigkeit auf unter 80 km/h zu drosseln, wird es durch die
         "wohlklingende Symphoniesirene", unseres hinter uns
         drängelnden Begleiters, von der Strasse geblasen. Dies gilt
         insbesondere innerhalb geschlossener Ortschaften. Wir fühlen uns
         sehr wichtig mit dieser Eskorte. Nach 4 Stunden erreichen auch wir
         Assuan. So schnell waren wir noch nie.
         
         In Assuan erwarten uns gleich mehrere Enttäuschungen.
         
         Es gibt keinen Campingplatz oder auch nur eine halbwegs ruhige Ecke an
         der man sich gemütlich hinstellen könnte. Wir müssen
         uns ein Hotelzimmer suchen. Wir finden auch eines, das uns akzeptabel
         erscheint. Ein kleines aber sauberes Zimmer, mit einem winzigen Balkon
         im 4 Stock. Der Aufzug ist genau so bereit wie ich und man kann damit
         nicht in den 4 Stock fahren weil er kurz vor dem 4 Stock
         regelmäßig hängen bleibt. Außer
         Campingstühlen, unsere Bettdecken, das Geschirr, die Kühlbox
         und den Gaskocher benötigen wir fast nichts aus dem Monster. Wie
         gehen andere in Ägypten ins Hotel, die keinen eigenen Hausstand
         bei sich haben - keine Ahnung. Wir ziehen nach nur 1 Stunde in den 3
         Stock weil der Boiler im Bad so laut ist, dass man sicher nicht
         schlafen kann.
         
         Die nächste Enttäuschung ereilt uns als wir das Büro
         der Transportgesellschaft aufsuchen, die die Fähre über den
         Nasser Stausee unterhält. Weil das Monster so groß ist
         können wir nicht mit der normalen Fähre über den See
         fahren, sondern brauchen einen Ponton. Auch ist die reguläre
         Fähre bis zum 8. Dezember ausgebucht (sie hat nur 4 Plätze).
         Der nächste Ponton kann erst nach dem Ramadan fahren. Der Preis
         des Pontons ist so hoch, dass wir ihn besser verschweigen. Leider sind
         keine andern Autos hier mit denen man die Kosten teilen könnte.
         Auch eine Diskussion ob wir nicht doch irgendwie mit der anderen
         Fähre oder dem Frachtschiff fahren könnten bleibt ohne
         Erfolg. Am kommenden Dienstag endet der Ramadan das bedeutet die ganze
         Woche wird nicht mehr gearbeitet. Der nächste Ponton kann also
         frühestens für den 29. November organisiert werden. Das sind
         noch 10 Tage.
         
         Unsere Aufenthaltsgenehmigung für Ägypten läuft am
         28.November aus. Das Monster muss bis spätestens 29. November
         ausgeführt werden und unser Visum für den Sudan verliert am
         4. Dezember seine Gültigkeit. Die Zeit arbeitet gegen uns.
         
         Wir machen uns auf und schreiben Zettel und Plakate: Wir suchen Fahrer
         und Ladung für ein Ponton nach Wadi Haifa. So wie es uns
         erklärt wird, müssen wir Kaso-Tour den Ponton anheuern und
         es beleibt uns überlassen wie viele Autos oder Fracht darauf
         steht. Wir verkaufen also den Platz auf dem Ponton.
         
         20/21 November 2003 Assuan
         
         Wir versuchen unsere gedämpfte Stimmung durch etwas touristisches
         Programm zu heben. Die Insel Elefantine liegt mitten im Nil. Hier
         befinden sich auf engstem Raum 2 nubische Dörfer, deren
         Häuser aus Lehm gebaut sind. Abwasserkanäle laufen stinkend
         und in allen regenbogenfarben schimmernd quer durchs Dorf in Richtung
         Nil. Direkt angrenzend residiert ein 5 Sterne Hotel mit einem
         Zimmerpreis von 195 US Dollar pro Nacht. Diese Koexistenz verursacht
         fast physische Schmerzen.
         
         
         22. November 2003 Hafen am High Damm
         
          
 Heute geht das letzte
         reguläre Fährschiff vor den Ramadan Ferien. Deshalb fahren
         auch wir zum Hafen raus. Es gibt keinerlei Anlass zu glauben wir
         könnten mit dieser Fähre mitkommen, und trotzdem haben wir
         Wasser und Lebensmittel gekauft und das Monster reisefertig gemacht.
         Mangelnden Optimismus kann man uns wirklich nicht vorwerfen. Am Hafen
         herrscht Gedränge und es ist mächtig was los. Eigentlich
         nicht am Hafen selbst sondern an dessen Zufahrt, weil in den Hafen
         lässt man uns nicht. Das Schiff nach Wadi Haifa ist strenger
         bewacht als eine Bank. Wie gesagt - was wir hier wollen ist uns selbst
         nicht klar, wir wollen nur präsent sein. Nach kurzer Zeit
         begegnet uns Herr Salah, von der Transportgesellschaft. Er ist
         verwundert uns hier zu sehen meint aber dann, wir könnten doch
         einiges klären. Nach Gesprächen mit Verlademeister und
         anderen "Managern" der Schifffahrtsgesellschaft ist klar,
         unser Monster passt wirklich nicht auf die reguläre Fähre,
         es bleibt nur der Ponton. Mittlerweile haben alle wichtigen
         Persönlichkeiten des Hafens unser Monster besichtigt.
         Plötzlich kommt ein anderer Herr dazu, der uns freundlich
         begrüßt und uns glauben macht, dass noch einmal 2 Autos aus
         Kairo kommen, die nächste Woche in den Sudan wollen. Es stellt
         sich heraus, wir können nicht am 29 fahren sondern erst am 30
         November. Die Überfahrt dauert 3 Tage. Eventuell wird noch
         weitere Fracht gefunden, so dass KASO-Tour nicht die gesamten Kosten
         tragen muss. Nach einem halben Tag am Hafen haben wir das Gefühl
         alles getan zu haben, was in unserer Macht steht - Inschallah.
         
         Die Suche nach einer geeigneten Campingmöglichkeit scheitert
         daran, dass man immer nur die Wahl zwischen Öffentlichkeit und
         Sandpiste hat. Also gehen wir in ein anderes Hotel, in dem wir aber
         auch die bereits geschilderte Ausrüstung benötigen. Unser
         touristisches Programm beschränkt sich auf Feluka fahren und
         "any Service" am Monster
         
          
 Felukas sind die
         Segelschiffe hier auf dem Nil. Es macht Laune mit so einem Kahn in der
         Abendsonne auf dem Nil rumzuschaukeln, vor der stimmungsvollen Kulisse
         des Old Kataract Hotels (Agahta Christie: Tod auf dem Nil) die Strudel
         im Nil zu betrachten und sonst nichts zu tun. Wir haben die
         älteste Feluka und unser Feluka-Kapitän wohl auch einer der
         Unfähigsten. Alle Felukas segeln oder kreuzen im Wind nur wir
         dümpeln dauernd in der Flaute. Wirklich kein Windhauch in unsren
         Lappen und 100m weiter ziehen andere Schiffe mit bauchigen Segeln an
         uns vorbei. Erst bei vollkommener Dunkelheit steigen wir noch lange
         vor der eigentlichen Anlegestelle aus. Außer unserer Feluka ist
         keine andere mehr unterwegs. Und trotzdem hat es viel Spaß
         gemacht. Gemäß dem Motto "lerne zu klagen ohne zu
         leiden" führen wir dann auch die nicht zu umgehenden
         abschließenden Bezahlungsverhandlungen. Preis und Dauer hatten
         wir natürlich schon vorher vereinbart.
         
         25. November 2003
         
          
 Langsam liegen die
         Nerven blank. Nur hier rumhängen und nichts tun. Auf den Strassen
         herrscht ein Getöse und Gelärme, da alle in
         Feiertagsstimmung sind. Und immer noch sind wir die einzigen, die
         nächsten Sonntag nach Wadi Haifa wollen.
         Da der Ramadan vorbei ist, ist die Stadt voller Leute überall
         sind Menschen die feiern und Lärm machen. Das Ende vom Ramadan
         wird hier so gefeiert wie bei uns Weihnachten. Es wird geputzt und
         gebacken und das normale Leben schläft ein. Sogar die Souks sind
         zum großen Teil geschlossen. Es geht bis in die späte Nacht
         hinein. Auf der Strasse veranstalten die Kinder schon seit 7:00 Uhr
         Rennen mit Esel und Pferden. Konnte man bisher wenigstens die
         frühen Morgenstunden genießen so herrscht jetzt immer eine
         Lärmkulisse die uns vertreibt.
         
         26. November 2003
         
         Wir sind im Sara Hotel außerhalb von Assuan. Tagsüber macht
         es einen sehr ruhigen Eindruck mit tollem Blick auf den Nil und die
         Inseln. Der Preis ist erträglich und wir sind die einzigen
         Übernachtungsgäste. Trotzdem herrscht bei Nacht
         Partystimmung. In der hoteleigenen Disco feiern die Einheimischen das
         Ende des Ramadans bis zum anderen Morgen - man kann nicht fliehen.
         Eben hat Herr Salah von der Nil Transportgesellschaft angerufen, es
         gibt angeblich noch ein Auto das am Sonntag mit uns nach Wadi Haifa
         will. Johanna und Mark wollen uns besuchen um mit uns alles zu
         besprechen. Ja - wir verkaufen die Tickets nach Wadi Haifa.
         
      
Trips and cargo to Sudan are organized by KASO-Tour .
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